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Frankens Ziegenfreunde on tour - Irland ist eine Reise wert

12. 10. 2019

Irland, ein fantastisches Land – auch für Ziegenzüchter

Irland ist das Land der Schafe und Rinder. Die Fläche des Landes entspricht bis auf wenige Quadratkilometer der Fläche Bayerns. Während es mit 4,9 Millionen Einwohnern wesentlich dünner besiedelt ist als Bayern, weiden auf der „Grünen Insel“ mit 6,9 Millionen Rindern etwa doppelt so viele Tiere und mit 5,1 Millionen Schafen gar mehr als 15mal so viele Schafe wie in unserem Bundesland.

Die Angaben über die Ziegenbestände Irlands schwanken zwischen 9.000 und 15.000 Tieren, im Vergleich zu den großen Rinder- und Schafbeständen also ein Betriebszweig mit einem reinen Nischendasein. Doch die Zahlen sind steigend. Verantwortlich ist dafür die staatliche Organisation Teagasc, die in der Produktion von Ziegenkäse eine Bereicherung für das irische Käseangebot sieht und für Ziegenhalter Beratung und Lehrgänge anbietet.

Von Teagasc bekamen wir auch die Anschriften von Ziegenbetrieben im Süden Irlands, die wir am Anreisetag und an unserem „fachlichen Tag“ besuchten:

Durch eine problemlose Überfahrt mit „Irish Ferries“ ausgeruht in Dublin angekommen, wollten wir vor der Ankunft in unserem Übernachtungsort Tralee den ersten Ziegenbetrieb besuchen: die „Golden Goat“ Farm von Noel & Joan Farrell.

Die Familie hatte den Betrieb 2006 gekauft und hält mittlerweile 200 Milchziegen der Rassen Saanen, Toggenburger und British Alpine und zudem 70 Mutterkühe der Rassen Irish Simmental und Limousin. Die Ziegen werden wegen des häufigen Regens im Stall gehalten und erhalten ganzjährig Gras und geringe Mengen an Heu und Silage in den wenig ausgeprägten Wintermonaten. Die Bewirtschaftung des Grünlandes ist intensiv; das Futter für die Ziegen wird sehr jung geschnitten. Die Tiere dürfen selektieren; je nach Schnittzeitpunkt bleiben 5 bis 20 % Futterrest, der an die Mutterkühe verfüttert wird. Entsprechend hoch ist mit 950 kg auch die Milchleistung. Die Milch wird für derzeit 70 Cent pro kg an einen Partnerbetrieb zum Verkäsen geliefert. Um ganzjährig Milch liefern zu können strebt der Betrieb zwei Ablammungen der Jungziegen im März und September an und melkt die Tiere dann zwei bis drei Jahre durch. Für die Kitze und die Altziegen hat die Familie bisher keinen Markt gefunden; männliche Kitze und Altziegen werden an einen Mastbetrieb mit Schlachtung für Moslems verschenkt. Für Zuchttierzukäufe greift der Betrieb auf einen Händler zurück, der niederländische Tiere importiert.

Die Familie Leahy in Newcastle West war unser erster Betrieb am „fachlichen Tag“. Breda und Jim Leahy waren erfolgreiche Schaf- und Rinderhalter. Der Sohn Seamus mit seiner Schwester Norma begeisterten sich 2016 für die Milchziegenhaltung. Sie begannen mit wenigen Tieren und lieferten an eine benachbarte kleine Käserei. Als diese sich Ende 2018 entschloss, den Betrieb zu verkaufen, übernahmen die Leahys. Mutter Breda ist seitdem mit Begeisterung dabei, drei verschiedene Frischkäsesorten zu produzieren. Der Käse findet in Geschäften, Restaurants und Märkten einen guten Absatz. Die Ziegen, derzeit 100 Milchziegen mit dem Ziel von 200 Tieren - werden überwiegend im Stall gehalten und mit Grassilage und einem speziellen Ziegenkraftfutter versorgt. Die Tiere haben aber auch die Möglichkeit, die beim Hof gelegene Weide aufzusuchen, „wenn sie denn wollen“. Alle weiblichen und männlichen Tiere werden aufgezogen. Männliche und wenige weibliche Tiere werden als Zuchttiere vermarkten, obwohl der Betrieb keinem Verband angehört. Seamus berichtete uns, dass in Irland nur kleinere Ziegenzüchter in der „Irish Goat Producers Association“ organisiert sind. Eine Milchleistungsprüfung wird bei Ziegen nicht durchgeführt und die Abstammungspapiere sind deshalb für einen Käufer wenig aussagekräftig. Er hat deshalb unter den Erwerbsziegenhaltern durchaus Absatz für die von guten Ziegen aufgestellten Böcke. Der Großteil der männlichen Kitze wird aber mit einem Schlachtgewicht von 10 – 15 kg an die mit Käse belieferten Restaurants vermarktet. Bei einem Schlachtkörperpreis von 10 €/kg und insgesamt 30 € Schlachtunkosten können die Aufzuchtkosten gedeckt werden.

Anschließend besuchten wir die Farm „Bluebell Falls“ von Breda und Victor O’Sullivan in Charlevill. Victors elterlicher Betrieb war von seinem Bruder übernommen worden. Er selbst war wegen Gesundheitsproblemen in seiner Jugend auf die Ziegenmilch gekommen. Als er eine Familie gründete, kaufte er sich mit Hilfe seiner Eltern die heute bewirtschaftete 20ha-Farm und begann mit der Milchziegenhaltung, die mittlerweile auf 200 Tiere angewachsen ist. Wie bei den Leahys ist die Käserei in der Hand der Chefin. Breda O’Sullivan arbeitet ebenfalls nur mit Frischkäse und vermarktet an Hotels, Restaurants und andere Direktvermarkter. Die männlichen Kitze gehen an einen Aufzüchter, der sie (geschlachtet) für den Export in arabische Staaten aufzieht. Victor O’Sullivan ist ein strikter Verfechter der Weidehaltung. Seine Ziegen gehen 11 Monate nach draußen. Lediglich im November wird kurzfristig aufgestallt, um bei den stärkeren Niederschlägen die Weide zu schonen. Rund 1 kg Milchleistungsfutter für Rinder wird in dem mit 50 Plätzen sehr großen Melkstand gefüttert. Weibliche Tiere werden aufgezogen und teilweise verkauft. Die Tiere werde nicht enthornt, obwohl das in Irland in den ersten vierzehn Tagen ohne Betäubung erlaubt ist; danach nur mit Betäubung durch Medikamente. Die Ziegen sind alle nur mit einer vereinfachten Kennzeichnung markiert; eine elektronische Kennzeichnung wurde in Irland wegen des geringen Ziegenbestandes nicht eingeführt.

Da sich immer mehr Schafhalter den unterfränkischen Ziegenexkursionen anschließen, wurden auch zwei Programmpunkte für sie aufgenommen: am Nachmittag besuchten wir mit Michael Power in Ballyhibben einen sehr erfolgreichen Züchter von Charolais- und New Hampshireschafen und Rindern der Rassen Black Angus und Herford. Eine beeindruckende Tafel mit Siegerrosetten und -schleifen zeugte von den Erfolgen auf Ausstellungen und Elitemärkten in Irland und Großbritannien. Bei dem Rundgang über die Weiden konnten wir wirklich hervorragende Tiere bestaunen. Michael nahm sich sehr viel Zeit, seine Tiere bestmöglich zu präsentieren.

Auch an der vorangegangenen Rundfahrt über den „Ring of Kerry“ war ein Programmpunkt mit Schafbezug eingeplant: in Cintins Pub führte der Schäfer Brendan Ferris die in Irland hauptsächlich vertretenen Schafrassen (mit Demonstration von je einem Bock) und die Arbeit seiner Border Collies an einer Gruppe „Scotish Blackface“ vor. Die Darbietung wurde unterhaltsam und informativ in einer 100 Personen fassenden Tribüne am Fuß eines gut überschaubaren Abhanges präsentiert. Die Veranstaltungen werden nach Internet von Mai bis September zweimal täglich angeboten. Bei 6 Euro Eintritt sicher ein Einkommen, das die Erlöse aus seiner Koppelschafhaltung übersteigen dürfte!

Der „Ring of Kerry“ war einer der touristischen Höhepunkte unserer Fahrt: viele Stopps an einmalig tollen Aussichtspunkten über eine unbeschreiblich schöne Landschaft mit vielen Weideflächen, eingefriedet durch die typischen Steinmauern, Flüssen, Seen und einer ganz faszinierenden Küstenlandschaft, oft wild und zerklüftet. Eine reiche Flora mit wilden Fuchsienhecken, Mombretien und vielen Farnen begeisterte die botanisch Interessierten. Selbst das häufig vertretene, giftige Jakobs-Kreuzkraut sah mit den oft großflächig gelben Flächen malerisch aus. Mit dem Besuch des bekannten Muckross Park mit seinen uralten Bäumen fand dieser erste Touri-Tag sein Ende.

Beim weiteren touristischen Tag besuchten wir die Halbinsel Dingle mit dem gleichnamigen Fischerstädtchen und dem Gallarus Oratory, einem mörtellosen Steinhaus aus dem 9. Jahrhundert. Wind und Regen präsentierten uns typisch irisches Wetter, doch das konnte den grandiosen Eindrücken dieser Küstenregion keinen Abbruch tun. Am Nachmittag stand dann ein Programmpunkt an, der uns bereits bei der Planung der Reise fasziniert hatte: der „Puck Fair“ in der kleinen Stadt Killorglin. Das Fest mit einer über 400jährigen Tradition geht auf eine Erzählung zurück, nach der im 17. Jahrhundert die englischen Truppen die Region um Killorglin plünderten. Ein Bock aus einer Herde wilder Bergziegen war durch den Truppenlärm so verstört, dass er in das Örtchen Killorglin lief. Die Bewohner bekamen dadurch Kenntnis von den herannahenden Truppen und brachten ihre Besitztümer in Sicherheit. Zum Dank beschlossen die Bewohner Killorglins, künftig jedes Jahr vom 10. bis 12. August ein Fest zu Ehren des Ziegenbockes zu veranstalten. Wir konnten die traditionsreiche Zeremonie miterleben: eine Parade brachte mit Dudelsackmusik den Bock zu dem Festplatz, auf dem ein ca. 7 m hohe Plattform aufgebaut war. Der Bock wurde von der „Queen Puck“, einem einheimischen Mädchen, gekrönt und unter Beifall der der Festgemeinde per Seilzug in seinem Käfig auf die Plattform gehoben. Dort beobachtet er in den kommenden drei Tagen das Fest, das Musik, gut besuchte Pubs und einen Jahrmarkt mit Buden und Rummelplatz einschließt. Nach Angaben der Veranstalter kümmert sich eine Veterinärin um den „King Puck“, damit er die drei Tage unbeschadet übersteht. Anschließend wird er wieder in die Freiheit entlassen.

Natürlich darf bei einem Irlandbesuch eine Whiskey-Destillerie nicht im Programm fehlen. Die Pears Lyons Distellery mit Präsentationsraum in der säkularisierten St-James-Kirche bildeten den würdigen Abschluss unseres Programms. Die vier präsentierten Proben von drei Whiskeysorten und einer Ginprobe halfen denjenigen, die der Fährüberfahrt mit etwas Bammel entgegensahen, das Ganze doch etwas entspannter anzugehen.

Auf der Rückfahrt ließen wir die erlebnisreichen Tage Revue passieren. Wir waren uns einig, dass Rudi Hock mit der Mannschaft der main-spessart-reisen wieder eine eindrucksvolle Fahrt organisiert hatte. Natürlich ging auch traditionsgemäß der Blick nach vorne. Im nächsten Jahr wird in der letzten Augustwoche ein Reise in das Land mit dem drittgrößten Ziegenbestand eines EU-Landes geplant: Rumänien hat zwar überwiegend Ziegen in Kleinsthaltungen, aber wir werden es sicher gemeinsam schaffen, auch einige interessante Betriebe zu finden. Neue Gäste sind natürlich immer willkommen. Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, dann lassen Sie sich doch bei dem Chef des Ziegenzuchtvereins, Rudi Hock, unter zzv-steinfeld@arcor.de vormerken. Sie erhalten dann gegen Jahresende das Programm mit der dann verbindlichen Anmeldung.

Gottfried Prantl 

 

Bild zur Meldung: Begeisterte Mitfahrer

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