Stable School

Tiergesundheit macht Schule - „Stable Schools“ in der Milchziegenhaltung

Ein gänzlich neues Konzept zur betriebsbezogenen Beratung wurde im Rahmen der sogenannten „Stable Schools“ in Skandinavien entwickelt. Zentrale Bedeutung hat in diesem Projekt das „Voneinander-Lernen“, was in der Praxis zum Beispiel in der Milchviehhaltung inzwischen in Dänemark mit erfreulichen Erfolgen eingesetzt wird.  Dabei findet auf jedem Betrieb einer Stable School Beratungsgruppe, die sich aus fünf bis sechs Betrieben zusammensetzt,  ein Treffen statt. Im gemeinsamen, vom Berater moderierten Gespräch werden Stärken und Schwächen eines Betriebes herausgearbeitet und lösungsorientiert diskutiert. Das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Westerau  hat dieses Konzept erstmals in Deutschland innerhalb eines Pilotprojektes in 20 ökologisch wirtschaftenden Milchvieh-Betrieben realisiert und die Ergebnisse daraus, vor allem in Hinblick auf mögliche Verbesserung des Tiergesundheitsmanagements ausgewertet.

Die steigende Nachfrage des Verbrauchers nach Nahrungsmittel aus ökologischer Produktion und tiergerechter Haltung hat auch der Milchziegenhaltung in Deutschland einen Aufschwung gebracht. Wo es Möglichkeiten gibt, Ziegenmilch zu verarbeiten hat sich die Milchziegenhaltung   inzwischen     - gerade in grünlandbetonten Gegenden - etabliert, Tendenz steigend. Grund genug für das Thünen Institut für ökologischen Landbau das Projekt „Stable Schools“ auch für Milchziegen Betriebe anzubieten, zum einen um den am Projekt beteiligten Betrieben wertvolle Hilfestellung zu geben, zum anderen um wichtige, anwendbare Forschungsergebnisse im Rahmen der Verbesserung des Tierwohls zu erhalten.  Im Unterschied zu den ursprünglichen Stable Schools in Skandinavien erfolgen auf allen beteiligten Betrieben in Deutschland vor den eigentlichen Treffen Betriebserhebungen von tierbezogenen Indikatoren zur Basisinformation bezüglich der Herdengesundheit , die zur Vorbereitung der Treffen an die Betriebe zurückgemeldet werden.

In dem bundesweiten Projekt, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert wird und Anfang 2015 beginnen konnte, sind derzeit ca. 40 Milchziegen-Betriebe in Deutschland zusammengefasst. Neben der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und  der Bioland e.V. beteiligt sich die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen mit dem Landesverband Bayerischer Ziegenzüchter e.V. an dem Beratungsprojekt. In Bayern mit den absolut höchsten Ziegenzahlen weckte die Ausschreibung des Projekts sehr großes Interesse und so konnten zwei Gruppen mit jeweils sechs Betrieben eingerichtet werden. Da zwei bayerische Betriebe aufgrund ihrer Grenzlage in der Thüringer bzw. Baden-Württemberger Gruppe (betreut durch Bioland) integriert wurden, ergänzen drei Baden-Württemberger Betriebe die durch Bayern betreuten Gruppen. Vor- und Nachbereitung sowie die wichtige Moderation der Treffen werden jeweils von zwei ausgewählten Mitarbeitern der LfL Bayern und des Landesverbandes Bayerischer Ziegenzüchter e.V. durchgeführt. Bis Ende 2015 sind alle ersten Betriebserhebungen und ca. zwei Drittel der Stable School Termine auf den Betrieben durchgeführt. Jedes Treffen beginnt mit einer Betriebsbesichtigung, auf Grundlage derer die Teilnehmer Stärken und Schwächen eines Betriebes aus ihrer Sicht darstellen. Im weiteren Verlauf werden Ursachen für angesprochene Probleme angesprochen und nach Möglichkeit praxisnahe Lösungen erarbeitet. Dabei kann als Zwischen-Fazit gezogen werden, dass das Beratungs- oder auch Management-Tool zur Verbesserung der Herdengesundheit von den Projektbeteiligten als wertvoll und nützlich beurteilt wird. Im Nachgang zu den einzelnen Treffen wurden in einigen Betrieben schon einige sinnvolle Änderungen vorgenommen und es entstanden auch regelrechte Freundschaften unter den Landwirten, wodurch sich regelmäßiger fachlicher Austausch und gegenseitige Hilfe entwickeln konnten.